Sonntag, 5. Juli 2015

Mierendorffplatz: Impressionen von der Wiedereröffnung der Schenkbox

Wie die Katze um den heissen Brei.....

Nach einer mehrmonatigen Durststrecke wurde die Schenkbox am Mierendorffplatz kürzlich wieder eröffnet. Dies geschah im Rahmen eines lokalen Trödelmarkts.

Nach Ihrer gewaltsamen Totalzerstörung (mittels Buttersäure und einer Axt!) durch Großstadt-Psychos wurde die Schenkbox, gegenüber der "Universität der Künste Berlin" am Rand eines Fahrradabstellplatzes wieder neu errichtet.

Sie heisst hier jetzt "Geschenkbox" und das neue Outfit wurde künstlerisch lebhaft und ansprechend gestaltet. 

Es enthält die beiden Aufforderungen:



"Nimm was mit"







sowie
 







"Leg was rein"






Naturgemäß war die Box zu Ihrer Neueröffnung noch relativ leer. Doch dieser Aggregatzustand veränderte sich für den Aussenbetrachter rapide. Es ist bekannt, dass sich die Anfragen nach dem Verbleib der Box, zB im Büro der Dorfwerkstadt e.V., in den vergangenen Wochen extrem gesteigert hatten. 
Dies sprach doch für ein ganz erhebliches Verlustsyndrom, man möchte es beinahe schon als "posttraumatische Belastungsstörung" bezeichnen. Viele, sehr viele Menschen gar, waren so sehr an die Box gewöhnt und nun war sie plötzlich weg.
Bei diesen Mitbürgerinnen und Mitbürgern handelte es sich allerdings nicht zwingend um jene regulären Wochenmarktbesucher, die sich nicht zwischen frisch gefangener Dorade oder Lachs entscheiden können. Denn: Die Klientel der Box ist eine völlig andere.






Kaum war sie aufgestellt, füllte sie sich rapide, beinahe so wie ein Regenauffangbecken nach einem plötzlichen Sturzregen sich füllt. Es war schon wirklich faszinierend dies zu beobachten.

Und dann kamen Sie, die "Abholer" - in meist vorgerücktem Alter. Sie erschienen wie aus dem "off". Von allen Seiten. Unvermittelt. Sie pirschten sich nachgeradezu heran. Blieben in der Ferne kurz stehen. Beäugten und sicherten die Umgebung, arbeiteten sich langsam, aber zielsicher heran, wie die "Katze um den heissen Brei" schleicht.

Mit Ihrem Rentner - Mercedes in der einen und der Unterarmgehstütze in der anderen Hand. Mit Ihren oftmals schwerfällig wackelnden Coxarthrose und TEP - Hüften vollführten sie quasi eine ehrfurchtsvolle Prozession, einmal um die Box herum. Nichts entging ihren prüfenden Blicken.

Auch wenn das Gehen schon sehr schwer fiel. Nahezu kein Gegenstand, der nicht "begutachtet" und in die Hand genommen wurde. Manches wurde gewogen und für zu leicht befunden. Ab zurück. "Unbrauchbar" murmelte eine geschätzt 85 jährige Berliner Oma.

Die andere öffnete den breiten Kofferraum Ihres Rentner - Mercedes und verstaute die soben frisch und ordentlich eingehängte Kleiderware in ihrem Einkaufs-Trolley, um sich sodann, möglichst rasch und mit leicht triumphierendem Gesichtsausdruck, von hinnen nach dannen zu machen.


Wildfremde Menschen ordneten die Blusen und T-shirts auf den Kleiderbügeln "ordentlich" und hingen sie auf. Bemerkenswert - uneigennützig. Respekt.

Diese "Beobachtermission" eines Aussenstehenden, der in der Summe doch eher jener Geberfraktion zurechenbar ist, brachte diesen zu großer Nachdenklichkeit hinsichtlich der sozialen Schichtung im Kiez.

Nicht die lebendigen Fahrradfahrer und rempelnden Smartphone lesenden Fussgänger bilden, wie man meinen könnte, die Majorität. Nein, daneben gibt es eben eine mindestens ebenso große Fraktion all jener, die aufgrund Ihres Trolleys und Ihrer Unterarmgehstütze gar keine Hand mehr für ein Smartphone frei hätten. Mal davon abgesehen, dass die sich selbiges auch kaum leisten könnten.








Und so sah der Füllungszustand der Box bereits nach wenigen Stunden aus.....

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